Christkönig – Der Menschensohn wird kommen, um zu richten

Am Christkönigssonntag hören wir das Evangelium vom Gericht, das Jesus Christus als der Menschensohn am Ende der Zeit halten wird. Er wird die Menschen scheiden wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.

Warum kommen die Menschen auf der rechte Seite in den Himmel und warum werden die anderen auf der linken Seite verdammt? Was ist das Kriterium, nach dem sie beurteilt werden?

Jesus sagt es ganz eindeutig: “Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben …”

Der Maßstab heißt für alle: Wer Jesus in einer Notlage geholfen hat, der kann vor seinem Gericht bestehen.

Alle sind über diesen Maßstab verwundert und fragen Jesus, wo er ihnen als Notleidender begegnet ist und wo sie ihm geholfen oder die Hilfe verweigert haben. Er sagt: “Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.” Er identifiziert sich ganz mit allen Hilfsbedürftigen und Schwachen.

Die Menschen, die Jesus auf die rechte Seite stellt, sind mit offenen Augen und mit einem erbarmenden Herzen durchs Leben gegangen, sie haben die Not gesehen und den anderen geholfen, einfach weil sie Menschen in Not waren. Was jene auf der rechten Seite auszeichnet, ist das mitfühlende Herz, die tätige Liebe und Barmherzigkeit.

Sie haben nicht gefragt: Wer ist das? Was bekomme ich dafür? Sie sind nicht auf sich selbst und auf ihren Vorteil fixiert. Sie sehen, was dem anderen nottut, und setzen sich für ihn ein.

Den Menschen auf der linken Seite fehlt das alles, sie sind ohne echtes Mitleid mit den Schwachen und Wehrlosen, die Not der anderen sehen sie nicht und kümmern sich auch nicht um sie. Sie leben nur für sich selbst und ihre Ideen.

Wir brauchen nur einzelne Verhaltensweisen in unserem Leben zu betrachten, um zu sehen, was herauskommt, wenn die Liebe fehlt: Pflichterfüllung ohne Liebe macht verdrießlich; Verantwortung tragen ohne Liebe macht rücksichtslos; Besitz haben ohne Liebe macht geizig, neidisch und habsüchtig; Gerechtigkeit üben ohne Liebe macht hartherzig; freundlich sein ohne Liebe macht heuchlerisch; klug sein ohne Liebe macht grausam; Erziehung ohne Liebe macht hart und erbarmungslos.

Was wird Jesus im Gericht über unser Generation sagen, in der die Liebe immer mehr erkaltet? Und doch gibt es auch in unserer Zeit großartige Zeugen der Liebe, die das Herz am “rechten” Fleck haben und die Werke der Barmherzigkeit üben.

Gott geben, was Gott gehört

“Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen?” Diese Frage hören wir im Evangelium vom 29. Sonntag im Jahreskreis (Mt 22,15-21). Jesus hat auf diese Fangfrage seiner Gegner anhand der Steuermünze die treffende Antwort gegeben: “Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört.” Jesus wollte mit diesem Wort uns etwas Grundsätzliches einprägen.

Einerseits betont er, dass wir die staatliche Ordnung anerkennen sollen, denn sie ist von Gott gegeben. Jesus hat das auch bestätigt als er vor Pilatus stand: “Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre.” Weil Gott also hinter dieser Ordnung steht, weil also die staatliche Macht “von Gottes Gnaden” ist, darum bemüht sich der Christ, seine Pflichten gegenüber dem Staat gut zu erfüllen. Wenn aber die Regierenden ihre Macht missbrauchen, sich über Gott und seine Gebote hinwegsetzen, den Staat zum Götzen machen, dem alles geopfert werden muss, dann waren die Christen von Anfang an auch jene, die gegen diesen Missbrauch der Macht Widerstand geleistet haben und bis zum Martyrium für die Wahrheit und die Rechte des Glaubens Zeugnis gegeben haben; wie z.B. Provikar Carl Lampert.

Als Zweites sagt Jesus, wir sollen Gott geben, was Gott gehört. In diesem Fall wird die Münze zum Gleichnis für den Menschen. Die Münze trägt das Bild des Kaisers, der Mensch aber trägt ebenso ein Bild in sich, nämlich das Bild Gottes. Gott hat ihn ja nach seinem Ebenbild erschaffen. Darum ist der Mensch auch Eigentum Gottes. Er gehört nicht sich selbst. Und seine größte Berufung ist es, diese Wahrheit zu erkennen und sich selbst aus freiem Willen als Eigentum Gottes zurückzugeben, erst dann wird er wirklich frei und lässt sich nicht mehr zum Sklaven aller möglichen Kräfte und Mächte machen.

Aber wenn wir auf die heutige Situation blicken: Wem gehört der moderne Mensch? Ein Priester hat in einer Predigt einmal eine Antwort geben, die auf viele Menschen heute zutrifft:

“Meine Arbeitskraft gehört dem Betrieb, meine Freizeit gehört dem Sport; der Sonntagmorgen gehört meinem Tennis‑Club. Mein Haus gehört der Bank, meine Abende gehören dem Fernsehen, der Partei gehört meine Stimme. Du siehst, lieber Gott: Es bleibt nicht viel übrig für Dich! Ich habe keinen Kaiser mehr und keinen Gott. Also gehört alles mir. Nur: Was habe ich eigentlich davon?”

Die eigentliche christliche Berufung und Aufgabe des Menschen ist es, sich freien Herzens Gott hinzugeben, Gott zu geben, was ihm gebührt: im Tun seines Willens, in der Nachfolge Chisti. Ein anderes Wort für diese Hingabe ist ja das Wort Opfer. “Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst.”

Leben in der Nachfolge Christi

Im Evangelium vom 22. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr A kündigt Jesus seinen Jüngern sein Leiden, sein Kreuz und auch seine Auferstehung an. Aber die Jünger verstehen in nicht. Petrus nimmt Jesus sogar beiseite und machte ihm Vorwürfe: “Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!” Jesus aber wendet sich um und sagt zu Petrus: “Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.” Und er schärft den Jüngern noch einmal deutlich die Bedingungen für Zugehörigkeit zu ihm ein: “Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.”

Der Sinn vom Kreuz und Leiden unseres Herrn – und damit auch der Sinn des Kreuzes in unserem Leben – war nicht nur damals schwer verständlich. Es ist auch heute so, wie der hl. Paulus sagt: Die einen halten dieses “Kreuztragen aus Liebe zu Gott” für eine Dummheit, die anderen für ein Ärgernis, an dem sie Anstoß nehmen.

An zwei Beispielen können wir sehen, was gemeint ist mit jener Kreuzesnachfolge, an der die Welt Anstoß nimmt.

Es geschah in einer Familie: Als die Kinder groß und außer Haus waren, begann der Vater zu trinken. Es gab schlimme Szenen. Seine Frau hatte vieles zu ertragen. Ihre Bekannten haben zu ihr gesagt: Sie solle doch nicht so dumm sein und sich alles gefallen lassen. Sie soll sich doch scheiden lassen. Aber sie sagte: “Was ich damals vor Gott versprochen habe, das kann ich nicht ändern. Ich bin verantwortlich für sein ewiges Heil.” Und sie hat ihr Kreuz tapfer weiter getragen.

Oder ein anderer Fall: Ein 60-jähriger Mann berichtet in einem Glaubenszeugnis:

Als er mit 30 Jahren mit seiner Braut am Altar stand, da war es ihm bewusst: Dieses Jawort vor Gott gilt fürs ganze Leben. Nach einigen Jahren Ehe ließ sich seine Frau von ihm scheiden und zog mit einem andern davon. Für ihn war klar, dass er nicht mehr heiraten würde. Er sagte über diese Zeit: “Gott weiß um mein seelisches Leid, und ich muss zugeben, dass die Einsamkeit wirklich schrecklich war und oft noch ist. Aber das alles führte mich näher zu Gott.” Schmerzlich war für ihn: Viele seiner Bekannten und Freunde verstanden nicht, dass er nicht noch einmal heiratete. Er bekam zu spüren, dass sie ihn als abnormal einstuften. Aber er sagt: “Ich kenne die Einsamkeit der Geschiedenen, aber ich habe deswegen Gottes Gebot der Unauflöslichkeit der Ehe niemals als unmenschliche Härte empfunden. Ich wollte vielmehr bereit sein, diesen Weg, den Gott mir in seiner unverständlichen Weisheit und Liebe gezeigt hat, auch zu gehen.”

Das sind zwei Beispiele wahrer Kreuzesnachfolge, und es ist interessant, dass die Reaktion der Menschen auf das Kreuztragen genauso war wie im Evangelium. Das heißt: Wenn es darum geht, aus Liebe zu Gott und aus Treue zu seinen Geboten ein Leiden auf sich zu nehmen, dann wird die Welt immer ihre Stimme erheben und sagen: “Das kann man dir doch nicht zumuten. Das kann niemand von dir verlangen. Das brauchst du dir doch nicht gefallen zu lassen. Sei doch nicht so dumm und engstirnig. Du musst dich zur Wehr setzen und dich selbst verwirklichen, sonst hast du nichts vom Leben.”

Die Stimme des Herrn aber sagt zu uns: “Verleugne dich selbst, verlass das ängstliche und krampfhafte Sorgen um dich und deinen eigenen Vorteil, nimm dein Kreuz auf dich, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Ich bin dir diesen Weg vorausgegangen, denn dieser Weg führt zur Auferstehung und zum wahren Leben.” Zwischen diesen beiden Stimmen müssen wir uns entscheiden.

Jene Menschen aber, die in der Nachfolge Christ ihr Kreuz tragen, sind die eigentlich tragenden Säulen, sei es in der Familie, in der Kirche oder in der Gesellschaft. Sie stützen und halten noch zusammen, was durch den Egoismus schon lange zerbrechen würde. Im Büchlein der Nachfolge Christi heißt es: “Es gibt keinen anderen Weg zum Leben und zum wahren inneren Frieden als den Weg des heiligen Kreuzes.”

Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt

Vor seiner Himmelfahrt hat Jesus uns seine bleibende Gegenwart verheißen. Er ist zwar zum Vater gegangen, aber gerade deshalb ist er in einer ganz neuen Weise bei uns. Wir werden zwar in manchen Situationen den Eindruck haben, als wären wir von Gott verlassen. Aber im Glauben können wir erkennen, wie der Herr uns immer wieder zu Hilfe kommt.

Unser Heiliger Vater hat in seinem neuen Buch “Jesus von Nazareth” eine Begebenheit aus dem Leben Jesu, durch die Jesus uns seine  Sorge für seine Jünger gezeigt hat, treffend ausgelegt:

Es gibt eine wunderbare kleine Geschichte im Evangelium (Mk 6,45-52 Par.), wo Jesus während seines irdischen Lebens diese Art von Nähe vorwegnimmt und sie uns so leichter verständlich werden lässt.

Nach der Brotvermehrung veranlasst der Herr die Jünger, ins Boot zu steigen und zum anderen Ufer nach Betsaida vorauszufahren, während er selbst das Volk entlässt. Er zieht sich dann „auf den Berg” zurück, um zu beten. So sind die Jünger allein im Boot. Es ist Gegenwind, der See ist aufgewühlt. Sie sind bedroht von der Macht der Wogen und des Sturms. Der Herr scheint weit weg zu sein im Gebet auf seinem Berg. Aber weil er beim Vater ist, sieht er sie. Und weil er sie sieht, kommt er über den See zu ihnen, setzt sich mit ihnen ins Boot und ermöglicht ihnen die Fahrt zum Ziel. Dies ist ein Bild für die Zeit der Kirche – gerade auch uns zugedacht. Der Herr ist „auf dem Berg” des Vaters. Deshalb sieht er uns. Darum kann er jederzeit in das Boot unseres Lebens einsteigen. Deswegen können wir ihn immer rufen und immer gewiss sein, dass er uns sieht und hört. Das Boot der Kirche fährt auch heute im Gegenwind der Geschichte durch den aufgewühlten Ozean der Zeit. Oft sieht es aus, als ob es untergehen müsse. Aber der Herr ist da und kommt zur rechten Zeit. „Ich gehe und ich komme zu euch” – das ist das Vertrauen der Christenheit, der Grund unserer Freude.

Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben

Am 5. Fastensonntag hören wir im Evangelium den Bericht über die Auferweckung des Lazarus. Im Gespräch mit Martha offenbart Jesus seine Macht:

“Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?” Diese Frage nach dem Glauben richtet der Herr an jeden von uns. Denn in unserem Leben gibt es immer wieder eine ähnliche Situation, wie sie uns im Evangelium geschildert wird.

Marta und Maria und auch ihr Bruder Lazarus waren mit Jesus in inniger Freundschaft verbunden. Sie glaubten an ihn. Sie wussten, dass in Zeiten der Not nur Jesus wirklich helfen konnte. Darum hatten sie ihn auch rufen lassen, als Lazarus sterbenskrank war.

Nun aber wird ihr Glaube auf die Probe gestellt. Jesus tut für sie nicht das, was sie sich erwartet hätten. Er hat den kranken Lazarus nicht geheilt und nicht verhindert, dass er starb. Als Jesus nach Betanien kam, lag er schon vier Tage im Grab.

Marta und Maria waren in dieser Zeit scheinbar alleingelassen. Sie mussten ohne die Hilfe Jesu ihren Schmerz über den Verlust ihres Bruders tragen.
Wir finden in unserem Leben oft eine ähnliche Situation vor. Wir wünschen und erbitten die Hilfe Gottes, dass etwas nicht eintrifft, vor dem wir Angst haben, oder dass sich die Dinge so entwickeln, wie wir sie gerne haben möchten. Aber der Lauf der Vorsehung bringt etwas anderes und es scheint, dass wir gerade in den schwersten Stunden von Gott allein gelassen sind und uns fragen: “Wie kann er das zulassen? Warum hilft er nicht? Warum greift er nicht ein?”

Aber was sehen wir nun an Martha und Maria? In dieser Zeit der Prüfung, in der sie auf Jesus geduldig gewartet haben, ist ihr Vertrauen in Jesus gewachsen.
Gott lässt uns zuweilen warten auf seine Hilfe, damit die Sehnsucht nach ihm größer wird. Wir möchten meist nur eine rasche Erleichterung des Leidens, eine Lösung unserer Probleme haben und sind gar nicht so sehr an ihm persönlich interessiert. Oft ist es leider so: Wenn Gott den Menschen schnell geholfen hat, dann vergessen sie ihn bald wieder. Wenn der Herr uns aber warten lässt und wir im Glauben und im Gebet durchhalten, so wird die Freude an ihm umso größer sein.

Wir erfahren schon etwas von der Macht der Auferstehung seines Leibes, denn er tut für uns immer Größeres als wir erwarten. Wir können mit Martha aus ganzem Herzen sagen: “Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.”

Ihr seid das Licht der Welt!

Im Evangelium des 5. Sonntags im Lesejahr A weist uns Jesus in der Bergpredigt auf die hohe Berufung unseres Christseins hin: “Ihr seid das Licht der Welt. … Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.” (Mt 5,14) Das ist ein hoher Auftrag, den uns Jesus hier übergibt. Es geht um unser Zeugnis für Christus.

Wir müssen uns bewusst sein, dass wir als sogenannte praktizierende Christen, d.h. als Christen, die jeden Sonntag zur hl. Messe gehen, sehr genau beobachtet werden, vor allem von jenen, die darin lau sind oder die den Glauben beiseite geschoben haben. Man hört oft von diesen Leuten das Argument, dass sie selber bessere Christen seien als diese “Pharisäer”, die ständig in die Kirche laufen und dann dies und jenes Schlimme tun. Sie scheinen genau zu wissen, was christlich ist und was nicht. Aber sie sagen dies nur, um sich zur rechtfertigen für das, was sie selber nicht tun.

Ob wir es wollen oder nicht, wir als Christen werden von der Welt immer genau beobachtet, denn wir sind das Licht der Welt, nicht weil wir so gut sind, sondern weil Jesus Christus die Wahrheit ist. Darum müssen wir darauf achten, dass unser Zeugnis für den Glauben auch wahr und echt ist. Unter welchen Bedingungen ist unser christliches Zeugnis authentisch?

1. Alles zur Ehre Gottes:
Wenn Jesus sagt, dass die Menschen unsere guten Taten sehen sollen, dann geht es nicht um eine pharisäische Zur-Schau-Stellung. Der entscheidende Unterschied zwischen einem Pharisäer und einem Jünger Christi liegt darin, dass ein Pharisäer seine guten Taten zeigt, damit er selber von den Menschen geehrt und anerkannt wird, der Jünger Christi aber tut alles, damit sein Vater im Himmel gelobt und gepriesen werde. Der beste Prüfstein dafür, ob es uns um die Ehre Gottes geht oder um die eigene Ehre, ist die Verfolgung oder der Undank. Wenn wir bereit sind, um des Glaubens willen auch Nachteile auf uns zu nehmen, dann wird dieses Licht zur Ehre Gottes umso heller leuchten und denen Halt und Orientierung geben, die ehrlich suchen.

2. Ein verborgenes Leben führen: Eine zweite Bedingung für das wahre Zeugnis ist das verborgene Leben. Wir müssen nur einige Verse in der Bergpredigt weiterlesen. Hier sagt Jesus genau das Gegenteil von dem, was wir uns vielleicht unter dem “Zeig¬en der guten Taten” vorstellen könnten: Wenn du Almosen gibst, … wenn du betest, … wenn du fastest … zeige es nicht vor den Menschen, sondern vor deinem Vater im Himmel, der das Verborgene sieht (vgl. Mt 6,2-18). Wir sollen uns einerseits durch unser Tun als Christen bekennen und doch unsere christlichen Werke und Selbstverleugnungen verbergen. Je mehr wir nach Innerlichkeit streben, umso natürlicher wird auch das Bekenntnis sein, das wir ablegen.

3. Gehorsam gegen Christus und die Kirche: Unser Licht wird vor dem Menschen leuchten, wenn wir einfach im Gehorsam das zu tun suchen, was das Evangelium und die Kirche uns auftragen. Ein solches Bekenntnis wird nicht verborgen bleiben und es bewahrt uns davor, ein religiöses Theater daraus zu machen. Dazu ein Beispiel:

Ein junger Mann hat einmal erzählt, dass er am ersten Sonntag beim Militär ein Christ geworden sei. Er war in einer gläubigen Familie aufgewachsen, in der die sonntägliche hl. Messe dazugehörte. Als er zum Militär kam, wurde ihnen gesagt, dass für die Rekruten die Möglichkeit zur Sonntagsmesse bestehe. Er hatte einen inneren Kampf, weil er merkte, dass er wahrscheinlich der einzige in seiner Gruppe sein würde, der zur hl. Messe ging, und dass er mit dem Spott seiner Kameraden rechnen musste. Er hatte sich dann doch entschlossen zu gehen. Er war der einzige, der an diesem Sonntag die hl. Messe besuchte. Er hatte dafür auch manches einzustecken. Aber diese Tat hat seinen Glauben gestärkt und sie ist auch zum Licht für andere geworden. Denn an den weiteren Sonntagen schlossen sich auch andere an.

Die Strahlkraft und das Bekenntnis der ganz gewöhnlichen Art eines Christenlebens ist sehr groß. Unsere Worte und unsere Taten werden auf die Dauer gesehen zeigen, wo unser Schatz und unser Herz ist.

Wer sich Jesus Christus ergibt, ist kein Verlierer

Der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist der Christkönigssonntag. Jesus Christus ist als König in diese Welt gekommen, um das Reich Gottes aufzurichten. Er will die Menschen in seine Macht bringen, damit sie seinen Gesetzen gehorchen und ihm folgen. Jesus sagt: “Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht hinaus in die ganze Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern.”

Aber nun ist die Frage: Welche Macht verwendet er, um seine Herrschaft auszubreiten? Hier stoßen wir auf etwas menschlich Widersprüchliches, auf das unfassbare Geheimnis seiner Macht.

Er, der wirklich alle Macht und Freiheit besitzt, um über die Menschen zu herrschen, da er selber Gott ist, hat während seines öffentlichen Wirkens nur einige armselige Fischer um sich gesammelt. Und der Tag, an dem er sich öffentlich als König bekannt hat, und an dem er auch von der Welt als König anerkannt wurde, war der Karfreitag, als er gefesselt vor Pilatus stand. Er hat allen Spott mit sich geschehen lassen bis ans Kreuz. Und doch sagt Jesus: “Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.” Und gerade vom Kreuz her, an dem der Herr menschlich gesehen ganz ohnmächtig hängt, sehen wir, mit welcher Macht er die Menschen doch an sich zieht, nämlich durch die Macht der Wahrheit und Liebe.
Wie Jesus die Herzen der Menschen mit seiner Liebe besiegt und an sich zieht, darüber gibt es viele wunderbare Zeugnisse:

Ein Pfarre berichtete, dass in seinem Ort eine junge Frau wohnte, die mit 25 Jahren von einer unheilbaren Krankheit befallen wurde, die eine körperliche Lähmung mit sich brachte. Der schlimmste Tag war für sie, als sie erfahren musste, dass es für sie keine ärztliche Hilfe mehr gab. Sie hat geweint und war am Boden zerstört. Am meisten quälte sie der Gedanke: “Ich werde immer hilfsbedürftig sein.” Nach einem monatelangen Kampf in Auflehnung, Verzweiflung und Hadern mit Gott trat eine entscheidende Veränderung ein. Als der Pfarrer sie wieder einmal besuchte, merkte er, dass sie anders war. Sie sagte: “Ich habe mich endlich ergeben, ich kämpfe nicht mehr, ich habe mich vertrauensvoll in die Hände Jesu übergeben.” Von da an hatte sie den Frieden des Herzens, den sie trotz aller Mühen und Leiden nicht mehr verlor.

Christus breitet seine Königsherrschaft mit der Macht der Wahrheit und Liebe aus. Aber wer sich vor der Macht der Wahrheit beugt, der wird nicht unterdrückt, sonder vielmehr frei. Wer sich von der Macht der Liebe bezwingen lässt, der ist kein Verlierer, sonder er wird zum Sieger, der alle Mächte des Bösen überwindet.

Der hl. Petrus sagt: “Beugt euch in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist.”

Christus als verherrlichten König am Kreuz in der Kapuzinerkirche – von Rudolf Gruber aus Wil, Schweiz, aus dem Jahr 1972

Woran Gott seine Freude hat

Am 24. Sonntag im Jahreskreis (C) hören wir die wunderbaren Gleichnisse von der Barmherzigkeit Gottes. Jesus erzählte das Gleichnis vom verlorenen Schaf, von der verlorenen Drachme und vom verlorenen Sohn erzählt, um uns zu veranschaulichen, woran Gott, unser Vater, seine größte Freude hat. Gott freut sich nicht an der Sünde, er hasst sie und verurteilt sie. Gott freut sich auch nicht über den Sünder, solange er in der Sünde verharrt. Aber er hat unendliche Sorge um ihn. Er unternimmt alles, um ihn wieder aus seinem Verderben zurückzuholen. Wenn ein Sünder aber umkehrt, dann freut sich Gott.

In der Kirche gibt es viele große Bekehrungsgestalten, wie z.B. die hl. Maria Magdalena, den hl. Paulus, den hl. Augustinus. Eine große franziskanische Heilige der Umkehr und Buße, die uns weniger bekannt ist, ist die hl. Margareta von Cortona. Sie lebte im 13. Jh. in Italien. Margareta verlor mit sieben Jahren ihre Mutter, von der sie fromm erzogen worden war. Ihr Vater heiratete noch einmal, aber mit ihrer Stiefmutter hatte sie es sehr schwer. Mit 16 Jahren flüchtete sie von zu Hause mit einem Edelmann, der sie wegen ihrer Schönheit begehrte, und lebte neun Jahre mit ihm in wilder Ehe zusammen. Es waren neun Jahre “der Sünde und Schande”, wie sie später sagte.

Als sie 25 war, wurde sie eines Tages von ihrem Hündchen in den Wald gezerrt. Sie fand ihren Liebhaber, der seit Tagen verschwunden war, ermordet und schon halb verwest. Das war der Moment ihrer vollständigen Bekehrung zu Gott. Nach viele Leiden fand sie im Dritten Orden des hl. Franziskus ihre Heimat, führte ein strenges Leben der Buße und widmete sich der Krankenpflege. Sie wurde von Gott mit außergewöhnlichen mystischen Gaben beschenkt, und sie verstand es in vorzüglicher Weise, alle Ratsuchenden, die mit ihren Problemen und Sünden zu ihr kamen, umzustimmen und für den Frieden mit Gott vorzubereiten. Sie schickte jeden zu ihrem Beichtvater, damit er das Werk der Bekehrung in einer guten Beichte vollende.

Das wurde aber dem Priester allmählich zu viel, und einmal entschlüpfte diesem Beichtvater der derbe Ausdruck: “Ich bedanke mich dafür, dass ich immer nur einen Stall ausmisten soll!” Da offenbarte der Herr der hl. Margareta, dass ihm diese Rede ihres Beichtvaters sehr missfallen habe; sie solle ihm sagen: Wenn dieser Beichtvater wüsste, welch schöner Tabernakel durch die Bekehrung aus jenem Stall wird, mit dem er die Seele des Todsünders verglichen hat, so würde er sich niemals über diese Arbeit beschweren, die ihm die Beichtkinder verursachten. Denn im Himmel sei eine größere Freude über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt und Buße tut, als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen!

Bittet, dann wird euch gegeben – die Bedeutung des Bittgebetes

Betrachtung zum Evangelium des 17. Sonnages im Jahreskreis, Lesjahr C

Gute Eltern bringen ihren Kindern bei, “bitte” und “danke” zu sagen für alles, was sie von den Eltern bekommen. Umso mehr gebührt es uns, die wir Kinder Gottes sein dürfen, dass wir unseren Vater im Himmel um alles bitten, was wir für unser Leben brauchen, und ihm auch für alles danken. Denn wir haben nichts, was wir nicht von ihm empfangen hätten.

Jesus sagt ausdrücklich: “Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.” Eine große Verheißung liegt im gemeinsamen Gebet: “Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.”

Gott gibt immer wieder wunderbare Zeichen, die unser Vertrauen in das gemeinsame Bittgebet stärken:

Eine junge Mutter, die sich wöchentlich mit anderen Frauen zu einer Runde: “Mütter beten für ihre Kinder” trifft, hat Folgendes berichtet. Eine der Mütter der Runde hatte ihr zweites Kind geboren.
Aber bei der Geburt zeigte sich, dass es einen schweren Herzfehler hatte und nicht eigenständig zu atmen begann. Es konnte zwar durch künstliche Beatmung am Leben erhalten werden, aber für die Ärzte war es keineswegs klar, dass es überleben würde. Bei der nächsten “Mütter-Beten-Runde” haben die jungen Mütter in diesem Anliegen den Rosenkranz gebetet. Und zu ihrer Freude durften sie erfahren: Genau in jener Stunde, in der sie gemeinsam um das Leben des Kindes gebetet hatten, hat es eigenständig zu atmen begonnen, und die schwere Krise war überstanden.”

Dieses Beispiel und viele andere können uns zu größerem Vertrauen im Beten anspornen.

Der hl. Thomas hat von einem dreifachen Sinn des Bittgebetes gesprochen.
1. Der Herr möchte, dass wir ihn vertrauensvoll bitten, damit unser Herz weit wird, seine Gaben zu empfangen.
2. Wir sollen bitten, damit wir daraus lernen, was uns wirklich zum Heil dient.
3. Durch das Bittgebet wird sich unser Herz noch mehr zu Gott hin bekehren.
Das Beten gehört zu unserem geistlichen Leben, wie das Atmen zu unserem leiblichen Leben. Dieses innere Gespräch mit Gott, dieser Austausch des Herzens in der Hinwendung zu Gott, wird ja auch einmal unsere ewige Seligkeit sein.

Grabtuch – Zeugnis für die Auferstehung Jesu Christi

In Turin ist vom 10. April bis 23. Mai das Grabtuch Christi wieder öffentlich zu sehen. Seit 1578 wird das 4, 37 Meter lange und 1, 11 Meter breite Leinen in Turin aufbewahrt. An die 2 Millionen Besucher werden erwartet. Auch der Heilige Vater ist am 2. Mai als Pilger gekommen, um vor dieser wunderbarsten Reliquie des Christentums zu beten.

Denn dieses Tuch ist eine sichtbare Bestätigung all dessen, was uns die Evangelien über den den Leidensweg, die Kreuzigung, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi berichten. Viele wissenschaftliche Untersuchungen, die erst in unserer Zeit möglich geworden sind, haben beeindruckende Details zu Tage gefördert. Aber auch die vielen heftigen Angriffe, die von “wissen-schaftlicher” Seite gemacht wurden, um das Tuch als eine Fälschung zu erweisen, die Versuche, es durch Brand zu zerstören, oder es zu rauben (z.B. die Nationalsozialisten wollten es an sich reißen), sind letztlich nur ein Beweis für die Echtheit des Grabtuches.

Einerseits sind im Tuch die Blutspuren des Leichnams festzustellen, die von der Geißelung und Kreuzigung stammen, andererseits ist auch ein unerklärliches Negativ-Abbild des Körpers zu sehen, das auch dreidimensionale Informationen in sich trägt. Erst wenn man das Tuch fotografiert, sieht man auf dem Filmnegativ das Bild, das wir kennen (siehe das Antlitz oben).

Ein Gerichtsmediziner hat an den Blutspuren des Tuches festgestellt, dass der Leichnam nicht länger als drei Tage in das Tuch gehüllt gewesen sein kann.

Der fotografische Abdruck des Körpers lässt sich letztlich nur mit einer Art “Entmateriali-sierung” des Körpers aus dem Tuch erklären. Diese Entmaterialisierung, die zwar wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist, kann man sich nur vorstellen als des Durchgehens des energieabstrahlenden Körpers durch das Tuch. D. h. dieser Körper hat die Materie überwunden, unter der Einwirkung einer wissenschaftlich unerklärbaren Kraft, die über die Grenzen der Physik hinausgeht.

Aber genau dieses Ereignis ist das Zeichen von Jesus von Nazaret, da es sonst von niemand anderem bezeugt ist.

Für viele Forscher ist das Grabtuch von Turin materiell und chronologisch die Hülle, die von der Auferstehung Jesu von den Toten Zeugnis gibt.
Für die Auferstehung ist freilich der Glaube nötig. Denn die Wissenschaft ist außerstande zu sagen, was nach der Entmaterialisierung mit dem Körper geschehen ist. Sie kann nur auf dieses Geschehen hinweisen und dafür Zeugnis geben.

Aber dieses Zeugnis sagt uns, dass unser katholischer Glaube nicht auf fromm ausgedachten Geschichten beruht sondern auf Tatsachen.