Wie Ninive gerettet wurde

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Am 2. Februar feiert die Kirche das Fest der Darstellung des Herrn bzw. Maria Lichtmess. Jesus wurde von Maria und Josef in den Tempel gebracht, und der greise Simeon und die Prophetin Hanna haben Jesus als den verheißenen Erlöser erkannt und gepriesen. Wer an Jesus Christus glaubt und ihm nachfolgt, hat das Licht des Lebens.

Am 3. Sonntag im Jahreskreis (B) hören wir in der ersten Lesung aus dem Buch Jona, dass der Prophet Jona im Auftrag Gottes der Stadt Ninive den Untergang ankündigen musste. Die Einwohner von Ninive haben in Sack und Asche Buße getan und sich von ihren bösen Wegen abgewendet. Deshalb hat Gott Ninive vor der Strafe des Untergangs verschont.

So können wir für unsere Zeit die Frage stellen: Kann das Ninive unserer Tage, das heißt unsere Kultur und Gesellschaft, noch gerettet werden?
“Es muss etwas kommen. So kann es nicht mehr lange weitergehen!” Das sagen die einfachen Leute, die sich über den Zustand unserer Welt ihre Gedanken machen. Damit wollen sie keine Unheilspropheten sein. Das sagt ihnen der nüchterne Hausverstand. Das Schwert hängt bedrohlich über unseren Häuptern. Wird es noch vierzig Tage dauern oder beginnt es schon übermorgen. Die Leute wissen es auch nicht. Allen aber sitzt irgendwie die Angst im Nacken. Aber diese Angst führt nicht wirklich zur Bekehrung der Herzen. Es sind kaum Zeichen der Umkehr zu sehen. Die Gleichgültigkeit gegen Gott und die Ablehnung des christlichen Glaubens und der Gebote Gottes wird immer größer. Die Kirchen werden leerer, die Beichtstühle nur mehr von ganz wenigen aufgesucht.

Am Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu steht auch der Ruf zur Umkehr: “Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!” (Mk 1,15) Jesus Christus ist gekommen die Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu offenbaren und eine Zeit der Gnade auszurufen. Wer an Jesus Christus glaubt, sich von seinen Sünden abwendet, der wird bei Gott Vergebung und Rettung finden. Das hat Jesus sehr eindrucksvoll gezeigt, als er zu jener Frau sagte, die wegen Ehebruch gesteinigt werden sollte: “Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!” (Joh 8,11).

Das ist die Botschaft unserer Erlösung, die bis heute ihre Gültigkeit behält. Die Umkehr des Herzens ist auf jeden Fall unsere Rettung, gleich was auch sonst über uns kommen mag.

Denn an Jesus Christus zu glauben hat immer mit einer Bekehrung zu tun, mit einer Änderung unseres Lebens. Das kann man an den großen Bekehrungsgestalten wie der hl. Maria Magdalena, dem hl. Paulus, der hl. Augustinus und anderen sehen. Bekehrung und Besserung des Lebens bleibt für uns eine beständige Lebensaufgabe.

Keiner ist so schlecht, dass er nicht umkehren könnte. Aber auch keiner ist so gut, dass er nicht besser werden könnte.

 

Das Talent nicht vergraben

Jesus-Christus-pantokrator-st-paulAm 33. Sonntag im Jahreskreis (A) hören wir im Evangelium das Gleichnis von den Talenten, die der Gutsherr an seine Diener verteilt, damit sie mit diesen Talenten für ihn wirtschaften und arbeiten. Das Gleichnis ist einerseits tröstlich, da die tüchtigen und treuen Diener, die dem Herrn einen Gewinn gebracht haben, so großzügig belohnt werden. Aber auf der anderen Seite ist es auch erschütternd und nicht leicht zu verstehen, warum der letzte Diener so empfindlich bestraft und in die äußerste Finsternis hinausgeworfen wird, weil er sein Talent vergraben und ohne Gewinn zurückgegeben hat. Wie ist das zu verstehen?

Man könnte hier mit einer Quizfrage beginnen: “Was ist das? Je mehr man es verschenkt und verschwendet, umso mehr besitzt man davon. Je mehr man es für sich behält, umso weniger wird man davon haben.” Das Geld kann es nicht sein. Es ist vielmehr die göttliche Gabe der Liebe. Die Liebe ist es, die sich in unseren Herzen vermehrt, wenn wir sie an andere verschenken. Wenn man sie für sich behält, wird man immer ärmer. Dieser Gedanke ist wichtig, wenn wir das Gleichnis von den Talenten verstehen wollen.

Jeder Mensch hat von Gott verschiedene Gaben und Fähigkeiten bekommen, mit denen er arbeiten kann und für die er verantwortlich ist. Unter den vielen Talenten, die wir besitzen können, ist aber sicher das eine, nämlich die Fähigkeit zu lieben. Gott hat jedem Menschen ein Herz zum Lieben gegeben – die Fähigkeit Gott und die Menschen zu lieben. Am Ende unser Tage werden wir von Gott nach dem Maß unserer Liebe gefragt, ob sie sich in unserem Herzen vermehrt hat. Der letzte Diener hat seinen Herrn nicht geliebt und deshalb sein Talent vergraben. Die treuen Diener aber haben ihren Herrn geliebt und deshalb ihre Talente vermehrt.

Der heilige Johannes Chrysostomus sagt: “Nichts ist Gott so angenehm wie ein Leben im Dienst des Mitmenschen. Dazu hat uns Gott die Sprache, die Hände und Füße, Leibeskraft, Vernunft und Verstand gegeben, damit wir all diese Gaben zum eigenen Heil und zum Nutzen unserer Mitmenschen gebrauchen.”

Gott hat jedem von uns dieses eine Talent anvertraut. Verschwenden wir es an die anderen, dann wird es sich vermehren und wir können zuversichtlich sein, dass wir einmal nicht mit leeren Händen von unserem Herrn stehen. Dann wird er auch zu uns sagen: “Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. … Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!”

 

Die erwarteten Früchte bringen

weintraubenAm 27. Sonntag im Jahreskreis hören wir im Evangelium das Gleichnis von den bösen Winzern, das Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes erzählt hat. Die bösen Winzer wollen dem Besitzer des Weinbergs die erwarteten Früchte nicht abliefern. Sie misshandeln seine Boten und töten sogar seinen Sohn. Auf die Frage Jesu, was der Herr mit solchen Winzern tun wird, müssen sogar die sonst geistlich verhärteten Hohenpriester und Ältesten zugeben: “Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.” Jesus wollte mit diesem Gleichnis den Führenden seines Volkes vor Augen halten, was geschieht, wenn sie ihn als Sohn Gottes und sein Evangelium ablehnen. “Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.” Was Jesus im Gleichnis dargestellt hat, das ist auch so eingetroffen. Das Reich Gottes ist dem Volk des neuen Bundes übergeben worden. Die Kirche ist nun der Weinberg des Herrn, der alle Heilsmittel bietet, damit die Früchte der Heiligkeit wachsen können. Der hl. Paulus hat aufgezeigt, was die Früchte des Heiligen Geistes sind, die wir als Getaufte hervorbringen sollten: Es sind dies Gottesliebe, Freude, Friede, Geduld und Langmut, Güte, Milde und Sanftmut, Treue und Bescheidenheit, Enthaltsamkeit und Keuschheit usw. An den unzähligen Heiligen, die die Kirche hervorgebracht hat, sind diese Früchte des Heiligen Geistes tatsächlich in reichem Maße gewachsen.
Aber angesichts des Glaubensverfalls in unserer Zeit müssen wir uns die Frage stellen, ob nicht auch in unseren Ländern das Wort des Herrn in Erfüllung gehen wird: “Das Reich Gottes wird euch weggenommen … ” Gott hat Geduld. Das zeigt Jesus im Gleichnis von den Winzern. Er will den Bösen kein böses Ende bereiten, sondern er will, dass sie umkehren und leben. Die Umkehr zu Gott beginnt immer mit dem Gebet. Der Dichter Reinhold Schneider hat einmal sehr treffend gesagt: “Nur den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unseren Häuptern aufzuhalten.” Der Oktobermonat ist in besonderer Weise dem Rosenkranzgebet geweiht. Dieses Gebet hat eine große fürbittende und wandelnde Kraft. Das hat sich in der Geschichte der Völker, aber auch im persönlichen Leben vieler Menschen schon oft bestätigt. Der Oktobermonat ist für uns eine Einladung, uns diesem Gebet mit größerer Liebe zu widmen, damit wir dem Herrn die erwarteten Früchte bringen können.

Wachsen lassen bis zur Ernte

ernteAm 16. Sonntag im Jahreskreis  hören wir im Evangelium das Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen auf dem Feld. Die Zeit der Kirche, in der wir jetzt stehen, ist die Zeit der Aussaat und des Wachstums. Jesus ist der Sämann, der den Acker der Kirche bestellt. Durch seinen Geist, sein Wort und die Sakramente werden wir zu Kindern seines Reiches und dürfen in der Heiligkeit wachsen. Aber auch der böse Feind, der Teufel, sucht seinen Samen, das heißt seinen Ungeist auszusäen, wie zum Beispiel Unglauben, Hass, Hochmut und Lüge, so dass die Menschen zu “Söhnen des Bösen” werden. So wächst beides auf dem Acker der Kirche: Unkraut und Weizen.

“Sollen wir gehen und es ausreißen?”, fragen die Diener. “Lasst beides wachsen bis zur Ernte”, antwortet der Gutsherr.

Wir möchten gerne schnelle Lösungen herbeiführen, jetzt schon Gericht halten und jene, die uns als die Bösen und Störenden, die Schwierigen und Unerträglichen erscheinen, beseitigen. Aber Gott denkt anders. Am Ende der Zeit wird es sicher ein Gericht geben, in dem die Bösen von den Guten endgültig getrennt werden, aber jetzt ist noch die Zeit der Gnade und des Wachsens.

Gott hat Geduld mit uns, denn er will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er umkehrt und lebt. Auch Jesus sagt von sich, dass er nicht gekommen ist, um zu richten, sondern um zu retten, indem er die Bosheit dieser Welt und die Sünden der Menschen geduldig und aus Liebe erträgt bis zu seinem Tod am Kreuz. Er verzichtet darauf, seinem Leiden durch das Herbeirufen von zwölf Legionen Engeln ein schnelles triumphales Ende zu setzen.

Diese Geduld Gottes mit dem “Unkraut”, d.h. mit dem Geheimnis der Bosheit in der Kirche, fordert auch unsere Geduld heraus. Aber wenn wir in der Nachfolge Christi mit ihm geduldig die Leiden ertragen, die durch die Bosheit des Teufels verursacht werden, so dürfen wir mit Christus mitwirken an der Erlösung vieler.

Wir könnten zum Beispiel fragen: Warum hat Gott dem hl. Paulus nicht früher die Gnade der Bekehrung geschenkt? Die junge Gemeinde der Gläubigen hatte lange unter seinen Verfolgungen zu leiden. Stefanus musste seinetwegen sogar das Leben lassen.

Warum wurde die hl. Monika auf eine so lange Geduldsprobe gestellt, bis ihr Sohn, der hl. Augustinus, sich bekehrte? Sie hatte lange zu leiden unter den Irrwegen ihres Sohnes. Man könnte noch viele andere Beispiele aufzählen. Es geht immer um das Geheimnis der Erlösung. Der hl. Franz von Sales sagt: “Denke oft daran, dass der Heiland uns durch Leiden und Dulden erlöst hat; auch wir können unser Heil nur wirken durch Leiden und Kummer, durch möglichst geduldiges Ertragen der Unannehmlichkeiten.”

 

Mir ist alle Macht gegeben

auferstandener-mueselbDer auferstandene Herr hat vor seiner Himmelfahrt den Aposteln den Auftrag übergeben: “Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern” (Mt 28,19). Das ist ein gewaltiger Auftrag, der alle menschlichen Kräfte übersteigt. Aber nicht aus eigener Kraft sollten die Apostel zu den Menschen gehen, sondern im Vertrauen auf die Macht des Herrn. Denn Jesus sagt ausdrücklich: “Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.”
Was meint Jesus mit dieser Macht? Es ist nicht die Macht der Waffen. Es ist nicht die Macht des Geldes. Es ist auch nicht die Macht der Werbung oder einer raffinierten Verführung. Nein, die Macht Jesu ist von anderer Art.
1) Seine Macht besteht zunächst in der Wahrheit, da er selber die Wahrheit ist. Was Jesus gelehrt, gesagt und getan hat, das ist die erlösende Wahrheit. Die Wahrheit kann eine Zeitlang niedergehalten werden. Sie kann verdreht, verschleiert und totgeschwiegen werden. Die Menschen können oft lange mit der Lüge leben. Aber irgendwann setzt sich die Wahrheit durch, und jeder Mensch steht vor der Wahl, ob er sie annimmt oder sich ihr verschließt. Darum ist unser Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums so wichtig, damit der Same des Wortes zur Stunde Gottes aufgehen kann.
2) Die Macht des Herrn besteht zweitens in der Macht seiner Liebe, d.h. in der Macht seiner Gebote. Nur jene Gemeinschaften – angefangen bei der kleinen Zelle der Familie bis hin zum Staat – die auf Christus und seine Gebote aufbauen, können letztlich Bestand haben. Diese Macht der Liebe Christi ist es, die die Welt zusammenhält. Deshalb wird auch keine Tat und keine Mühe umsonst sein, zu der wir in dieser Liebe Christi bereit sind.
3) Die Macht Jesu besteht drittens in der Macht seines Leidens und Kreuzes. Er hat gesagt: “Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen” (Joh 12,13). Der Herr hat für die von ihm gepffenbarte göttliche Wahrheit und Liebe, freiwillig Leiden und Tod auf sich genommen. Das ist die stärkste Macht, die die Herzen der Menschen erobert und anzieht. Die Leiden dieser Welt, das Kreuz und den Tod sind eine Frucht der Lüge und der Sünden gegen Gott. Wir können sie nur als einen schlimmen Fluch erfahren und ansehen.
Aber die göttliche Macht Christi besteht darin, dass er durch sein Kreuz und seine Auferstehung diesen Fluch für uns in Segen verwandelt hat. Im Kreuz Christi, in seinem Leiden sind wir gesegnet. Wer an ihn glaubt, für den wird das Kreuz und Leiden nicht zur niederdrückenden Last, die sein Leben zerstört, sondern zum Segen.
Das ist die Macht, mit der der Herr die Menschen an sich zieht. Der heilige Paulus sagt voll Freude: “Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen” (Phil 3,10).

Die Macht der Auferstehung

Jesus-auferstandenZu Ostern feiern wir die Auferstehung des Herrn von den Toten. Der hl. Paulus hat sehr tief erkannt, was die Auferstehung  für unser Leben bedeutet. Er sagt: “Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen” (Phil 3,10). Wir können uns fragen: Was sind die Zeichen, an denen wir diese Macht seiner Auferstehung in unserem Leben erkennen?

1) Ein erstes Zeichen ist die Unzufriedenheit mit unserem gegenwärtigen Zustand, das Verlangen nach Heiligkeit, das Streben nach der Reinigung des Herzens. “Strebt nach dem, was im Himmel ist”, sagt der hl. Paulus. Menschen, die selbstzufrieden sind, die sich selber für gut halten und nicht spüren, dass sie ihr Leben bessern und von ihren Sünden umkehren müssten, bleiben gleichsam als Tote im Grabe liegen.

Die heilsame Unruhe, die der Heilige Geist schenkt, weckt uns auf und bringt durch Selbsterkenntnis und Reue neues Leben der Gnade in unsere Seele. Das führt uns zu einem weiteren Zeichen für die Kraft der Auferstehung:

2) Es ist der Mut zum Neubeginn. Der hl. Franz von Sales sagt: “Es gibt kein besseres Mittel, um sich im inneren Leben zu vervollkommnen, als immer wieder anzufangen und nie zu glauben, schon genug getan zu haben.” Dieser Mut zum Neubeginn konkretisiert sich einerseits in der hl. Beichte. Da wird der Stein der Sünden weggewälzt und wir können in der Kraft der Gnade neu beginnen. Aber der Mut zum Neubeginn zeigt sich auch in Zeiten der inneren Prüfung, vor allem wenn es darum geht, unseren Mitmenschen die Fehler und Beleidigungen zu verzeihen und den Frieden wiederherzustellen

3) Ein drittes Zeichen unserer inneren Auferstehung ist das Vertrauen auf die liebende Vorsehung Gottes. Er hat ja für unser Leben schon alles vorgesehen, was zu unserem Heile dient.

Die letzten Worte Jesu am Kreuz waren: “Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.” Und die Antwort des Vaters auf die Hingabe seines Sohnes war die Auferstehung. Der hl. Augustinus sagt: “Denen, die Gott lieben, verwandelt er alles in Gutes, auch ihre Irrwege und Fehler lässt Gott ihnen zum Guten werden.”

Das große Problem des Menschen ist nicht seine Schwachheit, sondern sein fehlendes Vertrauen in diese Kraft Gottes, die uns auferweckt. Vertrauen ist Demut. Entmutigung ist Stolz.

Die besondere Gnade der Karwoche und Osterzeit ist es, dass wir das Leiden und Sterben mit Christus bewusst mitzuerleben suchen, damit auch die Kraft seiner Auferstehung an uns wirksam wird.

 

Kommt her, folgt mir nach!

berufung_apostel_petrus_andre_hiAm 3. Sonntag im Jahreskreis hören wir im Evangelium von der Berufung der ersten Apostel. Mit dieser Berufung hat Jesus begonnen, die Kirche aufzubauen. Das Wort Kirche leitet sich vom Griechischen her und bedeutet übersetzt, die vom Herrn aus der Welt Herausgerufenen. “Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt”, sagt der Herr (Joh 15,16).

Er hat damals den Petrus und Andreas, den Jakobus und Johannes von ihren Familien und ihrem Beruf weggerufen. Er hat sie nicht gefragt, ob es in ihre Lebensplanung passt. Er sagte zu ihnen einfach: “Kommt her! Folgt mir nach!” Sie sollten von nun an Menschenfischer sein. Und sie taten es. Sie ließen alles zurück: Familie, Arbeit, Freunde, Kollegen und gingen mit ihm.

Was Jesus damals getan hat, das ist bis heute so geblieben. Die Kirche baut immer auf Menschen auf, die sich ganz von Jesus Christus in Dienst nehmen lassen.

Man könnte hier alle Priester und Ordensleute befragen, wie sie dazu gekommen sind, Priester zu werden oder in einen Orden einzutreten. Sie werden immer davon erzählen, dass sie in ihrem Herzen die drängende Einladung verspürt haben, ihr ganzes Leben Gott zu schenken, in die Nachfolge Christi zu treten und auf die Ehe zu verzichten.

Ein Priester hat einmal berichtet. Er sollte den kleinen Familienbetrieb seiner Eltern übernehmen. Alles war gut geplant. Er hatte den Beruf gelernt, hatte Praxis erworben. Da plötzlich, gegen alle Lebensplanung, verspürte er den Ruf, Priester zu werden. Konnte er den Eltern das antun? Es war ein schwerer Kampf in seinem Herzen, bis er sich zum Priestertum entschieden hatte. Nach einigen Konflikten haben auch die Eltern zugestimmt. Heute sind sie froh über seinen Weg.

Als Jesus die ersten Jünger rief, werden sich die Menschen gefragt haben: Woher hat er das Recht, Familien zu zerreißen, Menschen so an sich zu binden? Die Frage stellt sich bis heute.
Wenn Jesus nur ein Mensch wäre, hätte er kein Recht dazu. Aber da er der Sohn Gottes ist, gilt von ihm und seinem Ruf: “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.” So ruft Jesus heute noch und sagt: “Komm, folge mir nach!” Das Opfer, das er verlangt, ist freilich nicht sinnlos. Denn wer Ihm nachfolgt, wird von Ihm zu
den Menschen zurückgeschickt, um ihnen zu dienen und ganz für sie da zu sein. Wie Er selber es tat und immer noch tut.

 

Mitwirken im Heilsplan Gottes

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Ein Engel des Herrn erschien Josef im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Mt 1,20

Am 4. Adventsonntag hören wir im Evangelium von den Umständen der Geburt Jesus Christi, wie sie der Evangelist Matthäus schildert. Er stellt uns vor allem das Mitwirken des hl. Josef mit den Heilsplänen Gottes vor Augen. Der hl. Josef hatte ein fügsames und formbares Herz. An ihm leuchten uns jene Haltungen auf, die auch für unser Leben wichtig sind, damit Gott seine Heilspläne erfüllen kann.
1) Das erste ist die Bereitschaft, den Willen Gottes anzunehmen und ihm zu gehorchen. Der hl. Josef hatte zwar seine eigenen Pläne. Er dachte daran, sich von Maria ohne weiteres Aufsehen zu trennen, um Maria nicht öffentlich bloßzustellen. Aber als der Engel ihm den Auftrag gab, Maria zu sich zu nehmen und für Jesus Ziehvater zu sein, hat er sich ohne Widerrede in diesen Plan gefügt.
Gott hat auch seine Pläne mit uns. Die entscheidende Frage ist, ob wir uns bereitwillig einfügen lassen in die Dinge, wie er sie vorgesehen hat. Solange wir unseren eigenen Willen eigensinnig durchzusetzen suchen, werden wir immer eine Unzufriedenheit und Unruhe im Herzen haben. Der Friede und die Ruhe des Herzens kommen immer aus der freiwilligen Hingabe an die weisen Fügungen seiner Vorsehung, wie sie sich auch in den kleinsten Dinge zeigen.
2) Eine weitere wichtige Haltung ist die Bereitschaft zum Dienen. Jesus sagt: “Wer von euch groß sein will, der sei der Diener aller.” Das sehen wir am hl. Josef verwirklicht. Als er erfahren hat, was der Plan Gottes war, hat er sich nicht beleidigt zurückgezogen, weil alles ganz anders kam, als er es sich vorgestellt hatte, sondern er hat sich mit ganzer Kraft und Verantwortung für Maria und Jesus hingegeben. Wir machen oft den Fehler, dass wir uns aus falscher Demut oder aus Bequemlichkeit genau dann zurückziehen, wenn unser Dienst gebraucht wird. Die Bereitschaft zum Dienen ist wichtig für unser Wachstum in Glaube, Hoffnung und Liebe.
3) Als Drittes können wir vom hl. Josef die Haltung der Diskretion und des Schweigens lernen. Diskretion ist die Fähigkeit, im rechten Augenblick zu schweigen oder zu reden zum Heil und Nutzen unserer Mitmenschen ohne dass wir uns selber in den Mittelpunkt stellen. Jesus sagt: “Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund”
(Mt 12,34). Wenn es uns gelingt, durch Gottes Gnade in unser Denken und Fühlen das rechte Schweigen zu bringen, werden wir auch im Geist der Unterscheidung zur rechten Zeit das Richtige sagen oder schweigen können.
Der hl. Josef war gehorsam, dienstbereit und schweigsam. In dieser Haltung hat er am Erlösungsplan Gottes mitgewirkt und er gibt uns ein Vorbild, dass auch wir diese Tugenden erstreben.

Ein Zeugnis der Barmherzigkeit Gottes

hand-v-folignoAm Gedenktag Allerseelen erinnert uns die Kirche an eine Wahrheit und Wirklichkeit, die oft vergessen oder sogar belächelt wird. Es geht um das Fegefeuer. Die Lehre der Kirche besagt, dass das Fegefeuer der Zustand jener Menschen ist, die zwar in der Freundschaft Gottes gestorben und sich ihres ewigen Heiles sicher sind, deren Seele aber noch der Läuterung bedarf, damit sie in die himmlische Seligkeit eintreten kann.
Kraft der Gemeinschaft der Heiligen können die Gläubigen, die noch auf Erden pilgern, den armen Seelen im Fegefeuer helfen, indem sie Fürbitten und besonders das eucharistische Opfer, aber auch Almosen, Ablässe und Bußwerke für sie darbringen.
Gott hat uns immer wieder Zeichen gegeben, die uns im Glauben an diese Wirklichkeit des Fegefeuers bestärken sollen. Eines dieser Zeichen ist die eingebrannte Hand von Foligno in Italien. Die Ereignisse wurden in einem kirchlichen und zivilen Prozesse untersucht und eidlich bestätigt.
Am 4. Nov. 1859 starb im Kloster der französischen Tertiarinnen in Foligno eine Ordensschwester namens Therese-Margrit Gesta an einem Schlaganfall. Während vieler Jahre war sie Novizenmeisterin und hatte gleichzeitig die Garderobe des Klosters beaufsichtigt. Zwölf Tage später, am 17. Nov., wurde eine Schwester, namens Anna Felizitas, beauftragt, in die Kleiderablage zu gehen. Sie hatte der Verstorbenen in diesem Amt geholfen und musste es jetzt allein ausüben. Dort angekommen, hörte sie Seufzer, die scheinbar aus dem Innern des Raumes kamen. “Oh mein Gott! Wie ich leide!” Die erschrockene Schwester erkannte sofort die Stimme der Schwester Therese. Sie nahm sich, so gut es ging, zusammen und fragte: “Warum denn?” “Wegen der Armut”, antwortete Schwester Therese. “Wie denn? Sie waren doch arm”. “Nicht meinetwegen, aber ich habe den anderen Schwestern in dieser Beziehung zu viel Freiheit gelassen, und du, nimm dich ja in acht.” In diesem Moment füllte sich der ganze Raum mit dichtem Rauch und der Schatten der Schwester Therese erschien. Der bewegte sich der Wand entlang bis zur Tür. Dort angekommen rief sie aus: “Hier ist ein Zeugnis der Barmherzigkeit Gottes!”
Während sie das sagte, schlug sie mit der Hand auf die obere Türfüllung und hinterließ, eingeprägt in dem gekalkten Holz, einen Abdruck ihrer Hand, dann verschwand sie. Der Geruch von verbranntem Holz erfüllte den Raum.
Auf dieses Zeichen Gottes hin haben die Schwestern Tag und Nacht inständig für die Verstorbene gebetet.
In der Nacht des 19. Nov. erschien die Seele der Verstorbenen noch einmal Schwester Anna Felizitas und sagte: “An einem Freitag, dem Tag der Passion, bin ich gestorben und heute, wiederum an einem Freitag, gehe ich ein in die Glorie … seid stark im Kreuztragen! … Adieu! …”
Sie verwandelte sich in eine lichte Wolke, weiß und leuchtend, die sich zum Himmel erhob und verschwand.
Der Bischof von Foligno und die Behörden der Stadt leiteten gleich eine kanonische Untersuchung ein. Am 23. November öffnete man das Grab der Schwester Therese-Margrit. Man fand den Einbrand der Hand in genauer Übereinstimmung mit der Hand der Verstorbenen.

Lazarus vor der Tür des Reichen

Das Jesuskind auf dem Bild hält den Rosenkranz in seiner Hand und lädt uns ein, ihn zu beten. Das tägliche Rosenkranzgebet, besonders im Rosenkranzmonat Oktober, hilft die wichtigsten Heilsgeheimnisse zu betrachten und zu verinnerlichen.

Am 26. Sonntag im Jahreskreis hören wir im Evangelium das Gleichnis vom reichen Prasser und vom armen Lazarus. Jesus hat uns damit eine Wahrheit veranschaulicht, von der die Menschen heute oft nichts hören möchten: Es liegt in unserer Macht, nach dem Tod entweder die ewige Glückseligkeit zu gewinnen, oder auch auf ewig verloren zu gehen. Jesus macht uns klar, dass alles, was wir jetzt in diesem Leben auf der Welt denken, reden und tun, Konsequenzen und Folgen für die Ewigkeit hat.

Von diesem Reichen Mann sagt Jesus wie ganz selbstverständlich, dass er an den Ort der Qualen gelangt ist. Aber was hat der Reiche getan, bzw. nicht getan? Es heißt: “Er kleidete sich in reines Purpur und Leinen und Tag für Tag lebte er herrlich und in Freuden.” Das heißt er verwendet seine Güter und seinen Reichtum zu keinem anderen Zweck, als ein angenehmes und vergnügtes Leben zu führen. Er versteht es, für sich selbst das Beste vom Guten herauszuholen. Und da bleiben für ihn, wie ganz selbstverständlich, die anderen, seine Mitmenschen, auf der Strecke. Lazarus liegt vor seiner Tür und das kümmert ihn überhaupt nicht.

Dieser Lazarus, das könnten sein z.B. die ungeborenen Kinder, die abgetrieben werden, ein Ehepartner, der im Stich gelassen wird, ein Arbeitskollege, der hinausgemobbt wird, Kranke und alte Menschen, um die man sich nicht kümmert, ein Mitmensch, ein Nachbar, der in irgendeiner Not ist, wo man einfach wegschaut.

Und nun ist es auch ganz logisch und einsichtig: Wenn ein Mensch ein Leben lang bis zum Tod in einer solchen Lebenseinstellung verharrt, sich nicht ändert, keine Reue hat über das, was er den anderen Menschen angetan hat, wenn er nicht umkehrt, dann kann es ihm gar nicht anders ergehen, wie diesem reichen Prasser im Gleichnis. Sollte Gott vielleicht so ungerecht sein, dass er diesen Egoisten, der nur für sich selber gelebt und seinen Mitmenschen soviel Leid zugefügt hat, noch belohnt mit der Freude des Himmels, wo es nur die Gemeinschaft der Liebe gibt mit Gott und allen seinen Heiligen?

Jesus hat uns dieses Gleichnis erzählt, damit wir unser Herz nicht verschließen gegenüber dem Anruf und der Einladung Gottes, die Liebe zu Gott und unseren Nächsten zu üben. Jesus selbst hat uns das Vorbild der Liebe gegeben, bis zu seinem Tod am Kreuz. Und Gott hat es durch die Auferstehung von den Toten bestätigt, das Jesus der wahre Weg zum Leben ist.
Und wir sollten nicht zu jenen fünf Brüdern des reichen Mannes gehören, die sich auch nicht warnen und überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.