Übermaß der barmherzigen Liebe

Hochzeit-zu-kana2Am 2. Sonntag im Jahreskreis hören wir im Evangelium den Bericht über die Hochzeit von Kana. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass der Herr sein öffentliches Wirken auf einer Hochzeit begonnen und dort Wasser in Wein gewandelt hat. Jesus will uns hier zeigen, wozu er als der Sohn Gottes in die Welt gekommen ist und was er uns bringen will.

Die Hochzeit, zu der Jesus und seine Mutter eingeladen waren, könnten wir verstehen als ein Zeichen für das Glück des Menschen, das er in der Liebe findet. Ganz angenommen und geliebt sein, aber zugleich sich hingeben können für andere, das macht den Menschen glücklich. Das kommt in einer Hochzeit zum Ausdruck. Darum können wir den Wein, als ein Symbol für die Liebe betrachten.

Wie es aber um diese Liebe und das Glück des Menschen in dieser Welt wirklich bestellt ist, das zeig uns die peinliche Situation, dass während der Hochzeit der Wein ausgeht. Das ist ein Zeichen für den unerlösten Zustand des Menschen. Wir sind in dieser Welt wie abgeschnitten von der Quelle der Liebe, die ja Gott selber ist. Und das ist der Zustand, den wir Erbsünde nennen. Sie ist die Wurzel für so viele Übel. Jede Sünde, die wir Gott und den Menschen gegenüber begehen, jede Übertretung der Gebote Gottes müssen wir immer auch als einen Mangel an Liebe sehen. Der Durst nach Liebe ist überall groß. Aber der Wein unserer menschlichen Liebe reicht nicht aus, den Durst zu stillen.

Wer hat diese schmerzliche Situation als erstes bemerkt? Es war Maria, die von Anfang an voll der Gnade und Liebe war, die niemals diesen Mangel an sich hatte. Sie ist die Unbefleckte Empfängnis und von Gott vollkommen Erlöste. Maria kennt nun den, der gekommen ist, um uns aus unserer Not zu befreien. Sie kennt die menschgewordene Liebe Gottes, ihren Sohn. Jesus ist der wahre Bräutigam auf dieser Hochzeit, der seiner Braut, der Kirche, und damit jeder einzelne Seele die wahre Erfüllung und Seligkeit schenken kann. Und deshalb bringt Maria durch ihren mächtigen Glauben diese Quelle der Liebe zum Fließen. “Was er euch sagt das tut.” Es war eine große Menge! 600 Liter Wasser wandelte der Herr zu köstlichem Wein; ein Zeichen für das Übermaß seines Erbarmens und seiner Liebe, die er uns schenken will. Aber es ist zu bedenken: Jesus hat nicht einfach die leeren Weinkrüge wieder gefüllt, sondern dieser köstliche Wein findet sich nur in Krügen, die zur Reinigung bestimmt waren. Das heißt: Mit diesem Übermaß des Erbarmes und der Liebe werden nur jene erfüllt, die ihr Herz reinigen, die umkehren von ihren Sünden und Buße tun.

 

Wacht und betet allezeit!

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Christus als Richter. Ausschitt aus dem Altarbild über die letzten Dinge in der Wallfahrtskirche von Kaltenbrunn in Tirol

Am ersten Adventsonntag wird uns im Evangelium das Kommen Jesu Christi in Herrlichkeit vor Augen gestellt. Er wird kommen zu richten die Lebenden und die Toten. So beten wir es auch in unserem Glaubensbekenntnis. Dieser Wiederkunft des Herrn gehen gewaltige Ereignisse voraus. “Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden” (Lk 21,25-26), so heißt es im Evangelium.

Wenn wir die Entwicklung der Welt und unserer Gesellschaft betrachten, dann sehen wir, dass die Zeichen auf Sturm stehen. Was wird uns die nächste Zeit bringen? Krieg, Terror und Zerstörung sind auch unseren Ländern nicht mehr fern, in denen wir uns so sicher glaubten.

Jesus hat gewusst, dass seine Jünger auch von diesen Zeichen erschüttert sein werden, die seinem zweiten Kommen vorausgehen. Darum gibt er uns im Evangelium auch Anweisungen, wie wir uns in dieser Situation verhalten sollen.

1.) “Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.” Wir sollen also in allen Bedrängnissen und Leiden, die über uns kommen, nie den Kopf hängen lassen. Eines der wirksamsten Heilmittel, das unsere Seele aufrichtet, ist das Sakrament der Buße. In diesem Sakrament ist uns die Erlösung geschenkt. Wer ein lauteres und reines Herz hat, der lässt sich von den Ereignissen der Welt nicht verwirren.

2.) “Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren.” Für viele Menschen unserer Zeit steht die Sorge um das irdische Wohlergehen im Mittelpunkt. Und das lenkt sie von Gott und seinen Geboten ab. “Sucht zuerst das Reich Gottes … “, hat Jesus gesagt. Die Liebe zu Jesus Christus in den Sakramenten, vor allem zu seiner Gegenwart in der Eucharistie, soll für uns bestimmend sein. Dann wird er uns in seiner weisen Vorsehung alles andere dazugeben.

3.) “Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.” Diese Anweisung können wir am besten befolgen, wenn wir z.B. täglich den Rosenkranz beten, so wie es uns Maria immer wieder aufgetragen hat.

 

Was aber Gott verbunden hat

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Der aus Philadelphia (USA) stammende Künstler Neilson Carlin hat diese Ikone der Heiligen Familie gemalt anlässlich des Welttreffens der Familien, das im Sept. 2015 in Philadelphia stattfindet. Quelle: http://www.neilsoncarlin.com/portfolio.html

Papst Franziskus hat für dieses Jahr erneut zu einer Bischofssynode eingeladen. Vom 4. bis 25. Oktober 2015 trifft die XIV. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode unter dem Thema „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ in Rom zusammen.

Von vielen Vertretern und Gruppierungen der Kirche wird erwartet, dass sich die Kirche in ihrer Ehemoral an die Welt von heute anpassen müsse. Denn die Mehrheit der Katholiken denke heute bezüglich der Unauflöslichkeit der Ehe anders, als die Kirche es bisher gelehrt hat, so wird behauptet.

Aber die Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe, die Jesus Christus selbst begründet hat, kann nicht relativiert oder verändert werden, auch nicht von einer Bischofssynode, sondern die Kirche hat die Aufgabe, die unverfälschte Lehre zu jeder Zeit neu zu verkünden, damit sich die Gläubigen daran orientieren und halten können.

Im Evangelium vom 27. Sonntag im Jahreskreis (Mk 10, 2-16), das gerade am 4. Oktober, dem ersten Tag der Synode in der hl. Messe gelesen wird, legt uns Jesus eine ganz eindeutige Lehre vor.

Die Pharisäer haben ihn in heuchlerischer Absicht gefragt. “Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen?” Mose hatte ja im Gesetz die Ehescheidung erlaubt. Doch Jesus deckt hier den wahren Grund für dieses Gesetz auf: “Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen.” Und durch die Ehe werden sie ein Fleisch, das heißt, zu einer unauflöslichen Einheit verbunden. Und deshalb  betont Jesus: “Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.” Als ihn die Jünger noch einmal zu diesem Thema befragen, benennt er ganz klar, was Sünde ist: “Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.” Das ist die Ordnung, die für das Reich Gottes gilt. Es ist bemerkenswert, dass im Anschluss an diese Worte des Herrn über die Ehe Kinder zu Jesus gebracht werden. Sie sind die wunderbarste Frucht der Ehe. Er will, dass sie zu ihm kommen, damit er sie segnen kann. Und Jesus stellt uns die Kinder als Beispiel vor Augen. “Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.”

Die Probleme, die sich in der heutigen Zeit für uns als getaufte Christen vor allem im Bereich der Ehe ergeben, scheinen menschlich gesehen unlösbar zu sein. Aber jeder Christ, gleich in welcher Situation er sich befindet, wird die Hilfe und Barmherzigkeit des Herr erfahren, wenn er sucht, sich zu bekehren und mit kindlichem Herzen die Lehre Christi zu befolgen.

 

Jesus Christus ist unser Friede

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Am 22. August feiert die Kirche das Fest Maria Königin. Maria ist die Königin des Himmels und der Erde. Gott hat ihr die Macht gegeben, die sie zum Heil der Seelen gebraucht.

Am 16. Sonntag im Jahreskreis (B) spricht der hl. Paulus in der Lesung (Eph 2, 13-18) davon, dass Jesus Christus unser Friede ist. Er hat die trennende Wand der Feindschaft niedergerissen, die zwischen Juden und Heiden bestand. Aber dieses Wort bezieht sich nicht nur auf diesen Gegensatz zwischen Juden und Heiden. Jede Art von Feindschaft unter den Menschen kann durch Christus überwunden werden.

Wir werden erfahren, dass es mit unseren Mitmenschen im täglichen Zusammenleben, sei es in der Familie, Verwandtschaft, Nachbarschaft, am Arbeitspatz, nicht immer so einfach ist. Auch wenn man sich am Anfang gut miteinander verstanden hat, je länger wir zusammenleben, um so mehr treten auch die Schwächen und Fehler, die jeder von uns hat, zutage, so dass wir uns gegenseitig zur Last werden können. Das kann so weit gehen, dass es uns scheint, wir könnten den anderen nicht mehr ertragen, er ist für uns eine zu große Belastung. Das beste Mittel zur Lösung dieses unerträglich Zustandes scheint dann nur mehr die Mauer zu sein, mit der man sich voneinander trennt und abschottet, um endlich den Frieden zu haben. Aber die äußeren Trennung bringt meist nicht viel, da durch das Nicht-Verzeihen-Können und die Feindschaft der Unfriede im Herzen weiter bestehen bleibt.

Hier kann uns nur unser Herr Jesus Christus die wahre Erlösung und den Herzensfrieden schenken. Denn er hat diesen unerträglichen Zustand in seinem Kreuz aus Liebe auf sich genommen. Und wer danach trachtet, durch das Gebet, die hl. Beichte und Eucharistie sich beständig mit Jesus zu vereinen, der empfängt von ihm die Kraft, alle Belastungen anzunehmen und in der rechten Weise heilbringend zu ertragen. Der heilige Paulus sagt: “Einer trage des anderen Last. So erfüllt ihr das Gesetz Christi” (Gal 6,2). Im Büchlein der Nachfolge Christi (1,16) stehen die Worte: “Bemühe dich, fremde Fehler und Schwächen in Geduld zu ertragen, weil auch du vieles an dir hast, was von anderen ertragen werden muss. Andere wünschen wir gerne vollkommen und doch bessern wir die eigenen Fehler nicht. Wenn du dich selber nicht so machen kannst wie du möchtest, wie wirst du erst einen anderen nach deinem Gefallen umschaffen können.
Darum hat Gott es so eingerichtet, dass einer des anderen Last tragen lerne. Denn keiner ist ohne Fehler, keiner ohne Bürde, keiner genügt sich selber, keiner ist allein klug genug; wir müssen uns alle gegenseitig ertragen, trösten, stützen, unterweisen und ermahnen.”

Diese Gesinnung, wie sie hier beschrieben ist, und die Kraft, so zu handeln und die Belastungen zu tragen, haben wir, wie gesagt, nicht aus uns selber, die kann uns nur Christus schenken, die kann nur er durch den Heiligen Geist in uns bewirken. Aber genau diese Haltung schenkt uns den wahren Frieden des Herzens.

Einheit ist die Frucht der Liebe

maria-03Im Evangelium des 7. Sonntags in der Osterzeit bittet Jesus seinen Vater um die Einheit seiner Jünger. “Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir” (Joh 6,11).

Wir Menschen sind auf Gemeinschaft hin geschaffen. Nichts macht uns glücklicher, als in Einheit und Frieden miteinander zu leben. Am deutlichsten können wir dieses Glück der Einheit in der Familie erfahren. Wenn gegenseitiges Verstehen und Annehmen da sind, wenn man sich aufeinander verlassen kann, das ist eine große Kraft, mit der wir viele Schwierigkeiten bewältigen können. Der Zustand der Welt und unserer Gesellschaft, angefangen von den Familien bis hin zu den Völkern, beweisen uns aber, dass diese wahre Einheit und der Friede nicht so leicht zu leben sind. Denken wir an die vielen zerbrochenen Familien.

Aber es hilft uns nicht, dass wir über die Zustände klagen, die wir heute erleben müssen. Als gläubige Menschen dürfen wir den Erlöser kennen, der uns aus dieser Not herausführen und sie heilen kann. Er zeigt uns einige wichtige Elemente, durch die der Zusammenhalt und die Einheit gefördert werden.

1) Das Erste ist das Gebet und unser Glaube an die Macht Jesu. Das gemeinsame Gebet in der Familie verbindet uns mit Gott und untereinander. Die selige Mutter Theresa von Kalkutta hat das Wort geprägt: „Familien die miteinander beten, bleiben zusammen.“ Das ist eine Wahrheit, die man durch viele Beispiele und Zeugnisse belegen kann.

2.) Das zweite Element für die Einheit ist natürlich die Liebe. Sie ist ja das Band, das alles zusammenhält. Aber die christliche Liebe ist nicht bloß ein Gefühl, sondern sie besteht, wie Jesus sagt, im Halten seiner Gebote. “Wer mich liebt, hält meine Gebote.” Die Liebe hat ihre Gesetze. Wer sie nicht beachtet, der zerstört auch immer die Einheit. Hier ist nun das dritte Element zu beachten, das die Einheit aufbaut.

3) Es ist die Bereitschaft zur Hingabe und zum Opfer. Jesus hat nicht nur von der Einheit geredet, sondern sein Leben dafür hingegeben und sich dafür geopfert bis in den Tod. Die Versöhnung mit Gott und zwischen den Menschen hat er durch sein Kreuzesopfer bewirkt, indem er die Sünden und Ungerechtigkeiten, die die Einheit zerstören, aus Liebe ertragen hat. Das gemeinsame Leben verlangt immer diese selbstlose Liebe, mit der man bereit ist zu geben, ohne an den eigenen Vorteil zu denken, die Lasten der anderen mitzutragen, ohne zu murren, und zu verzeihen, ohne nachtragend zu sein. Die Einheit ist immer die Frucht der opfernden Liebe.

Pfingsten – das Gesetzt der Liebe

pfingsten-1Das Pfingstfest hatte schon im Alten Bund eine besondere Bedeutung. Pfingsten war für das Volk Israel ein Erntedankfest, an dem sie sich daran erinnerten, dass Gott auf dem Berg Sinai durch Mose einen Bund mit dem Volk geschlossen und ihnen die zehn Gebote gegeben hat. An Ostern feierten sie die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Aber die Freiheit von der Sklaverei genügte noch nicht. Es brauchte auch eine neue Ordnung, nach der sie in der geschenkten Freiheit leben können. Diese Lebensordnung hat Gott ihnen durch seine Gebote gegeben. Die Gebote Gottes schränken unsere Freiheit also nicht ein, sondern sie machen es uns erst möglich, in wirklicher Freiheit zu leben. Der Heilige Geist, der uns an Pfingsten geschenkt wurde, hat uns das Gesetz der Liebe ins Herz geschrieben, damit wir in der Freiheit der Kinder Gottes leben können.

Fronleichnam – die ungebrochene Treue

monstranz-ringeDas Fronleichnamsfest ist für uns ein Fest der Freude über die Gegenwart des Herrn unter uns. Das Allerheiligste, der Leib des Herrn, wird in einer Monstranz durch die Straßen getragen und unser Ort und alle Bewohner werden gesegnet. Jesus hat durch die Eucharistie seine Verheißung erfüllt, dass er bei uns bleiben wird bis zum Ende der Welt. Er bleibt uns treu mit seiner Gnade und seinem Segen. Aber die leibliche Gegenwart des Herr im allerheiligsten Sakrament ruft uns auf, die Treue des Herrn auch mit unserer Treue zu beantworten, indem wir uns an seine Weisungen halten und ihm nachfolgen.

Im Mutterhaus der Schwestern vom armen Kinde Jesu in Aachen gibt es ein Kleinod zu sehen, das ein sehr eindrucksvolles Symbol für diese göttliche und menschliche Treue ist. Der Künstler Egino Weinert hat aus 200 Professringen von verstorbenen Ordensschwestern eine kleine Monstranz gestaltet. Die Ringe wurden so zusammengefügt, dass sie die heilige Hostie umschließen und im unteren Teil eine Standfläche bilden. Die Ringe stehen für die Berufung, die jede Schwester hatte. Sie sind ein Hinweis auf ihr lebenslanges Bemühen, in ungebrochener Treue für Jesus Christus und die Kirche zu leben. Jede Schwester hat diesen Bund mit Christus ganz persönlich gelebt, aber nicht für sich allein, sondern in Gemeinschaft mit den anderen Mitschwestern. Deshalb sind die Ringe auch miteinander verbunden. Durch die Monstranz wird aber auch sichtbar, woher die Kraft für diese Treue kommt. Sie geht von Jesus Christus selbst aus in der Gestalt der heiligen Eucharistie. Der Dienst der Schwestern, die diese Ringe trugen, lebte aus der Kraft der Eucharistie, aus dem Opfer Christi, das bei der heiligen Messe gegenwärtig wird.

So lebt auch unser Christsein aus der Eucharistie. Wenn wir suchen, uns mit dem Herrn zu vereinen, in der Sonntagsmesse oder auch in der täglichen heiligen Messe, wenn wir seine Gegenwart immer wieder suchen in der Anbetung vor dem Allerheiligsten in der Kirche, dann wird das zum unermesslichen Segen für uns und viele andere Menschen. Der hl. Augustinus sagt: “Die Eucharistie ist unser tägliches Brot: wir sollen es aber so empfangen, dass es nicht nur Nahrung für den Leib, sondern auch für die Seele sei. Seine innere Kraft ist nämlich die Einheit: wir werden aufgenommen in Seinen Leib, werden seine Glieder und sind so das, was wir empfangen.”

Das Öl der Barmherzigkeit

auferstehung-03In seiner Predigt zur Osternacht 2010 hat Benedikt XVI. eine alte jüdische Legende aus dem apokryphen Buch „Das Leben Adams und Evas“ erzählt und ausgelegt: Adam hat nach dieser Legende in seiner Todeskrankheit seinen Sohn Set zusammen mit Eva in die Gegend des Paradieses ausgeschickt, um das Öl der Barmherzigkeit zu holen, damit er mit diesem Öl gesalbt und so geheilt werde. Doch der Erzengel Michael hat ihnen gesagt, dass sie das Öl der Barmherzigkeit  nicht erhalten werden und dass Adam sterben müsse. Christliche Leser haben später an diese Rede des Erzengels ein Wort des Trostes angefügt. Der Engel habe gesagt, dass der liebreiche König Christus, der Sohn Gottes, kommen und mit dem Öl seiner Barmherzigkeit alle die salben werde, die an ihn glauben. “Das Öl der Barmherzigkeit wird von Ewigkeit zu Ewigkeit denen zuteil werden, die aus Wasser und Heiligem Geist wiedergeboren werden müssen. Dann fährt der liebreiche Sohn Gottes, Christus, in die Erde hinunter und führt deinen Vater ins Paradies, zum Baum der Barmherzigkeit.”
In dieser Legende wird die ganze Trauer des Menschen über das Verhängnis von Krankheit, Schmerz und Tod sichtbar. Aber sie zeigt uns auch die Suche und Hoffnung nach einer Medizin der Unsterblichkeit. Aber welche Wirkung müsste sie haben? Mit einer Medizin, durch die wir den Tod endlos hinausschieben könnten, wäre uns auch nicht geholfen. Ein endloses Leben hier auf der Erde würde für uns nicht ein Paradies sondern eher eine Verdammnis sein.
Das Neue der christlichen Botschaft, des Evangeliums Jesu Christi, war und ist es: Es gibt wirklich diese Medizin der Unsterblichkeit. Das Öl der Barmherzigkeit ist uns zugänglich gemacht worden durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben.
Bei unserer Taufe wurden wir mit dem Chrisamöl gesalbt, das ein Zeichen für den Heiligen Geist ist. Der Heilige Geist schenkt uns einerseits die Vergebung der Sünden und andererseits das ewige Leben. Das heißt, dieses Öl der Barmherzigkeit, der Heilige Geist, bewirkt, dass wir alles, was die Seele krank macht und ihr den Tod bringt, ablegen und überwinden. Der hl. Paulus zählt einmal auf, was uns zerstört und den ewigen Tod bringt: “Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr“ (Gal 5, 19ff). Der Heilige Geist bewirkt hingegen, dass unser Leben jene Früchte hervorbringt, die ewig bleiben: “Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung” (Gal 5, 22f). Wenn wir aus der Kraft des Öles der Barmherzigkeit leben, leben wir ewig.

 

Wie Ninive gerettet wurde

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Am 2. Februar feiert die Kirche das Fest der Darstellung des Herrn bzw. Maria Lichtmess. Jesus wurde von Maria und Josef in den Tempel gebracht, und der greise Simeon und die Prophetin Hanna haben Jesus als den verheißenen Erlöser erkannt und gepriesen. Wer an Jesus Christus glaubt und ihm nachfolgt, hat das Licht des Lebens.

Am 3. Sonntag im Jahreskreis (B) hören wir in der ersten Lesung aus dem Buch Jona, dass der Prophet Jona im Auftrag Gottes der Stadt Ninive den Untergang ankündigen musste. Die Einwohner von Ninive haben in Sack und Asche Buße getan und sich von ihren bösen Wegen abgewendet. Deshalb hat Gott Ninive vor der Strafe des Untergangs verschont.

So können wir für unsere Zeit die Frage stellen: Kann das Ninive unserer Tage, das heißt unsere Kultur und Gesellschaft, noch gerettet werden?
“Es muss etwas kommen. So kann es nicht mehr lange weitergehen!” Das sagen die einfachen Leute, die sich über den Zustand unserer Welt ihre Gedanken machen. Damit wollen sie keine Unheilspropheten sein. Das sagt ihnen der nüchterne Hausverstand. Das Schwert hängt bedrohlich über unseren Häuptern. Wird es noch vierzig Tage dauern oder beginnt es schon übermorgen. Die Leute wissen es auch nicht. Allen aber sitzt irgendwie die Angst im Nacken. Aber diese Angst führt nicht wirklich zur Bekehrung der Herzen. Es sind kaum Zeichen der Umkehr zu sehen. Die Gleichgültigkeit gegen Gott und die Ablehnung des christlichen Glaubens und der Gebote Gottes wird immer größer. Die Kirchen werden leerer, die Beichtstühle nur mehr von ganz wenigen aufgesucht.

Am Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu steht auch der Ruf zur Umkehr: “Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!” (Mk 1,15) Jesus Christus ist gekommen die Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu offenbaren und eine Zeit der Gnade auszurufen. Wer an Jesus Christus glaubt, sich von seinen Sünden abwendet, der wird bei Gott Vergebung und Rettung finden. Das hat Jesus sehr eindrucksvoll gezeigt, als er zu jener Frau sagte, die wegen Ehebruch gesteinigt werden sollte: “Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!” (Joh 8,11).

Das ist die Botschaft unserer Erlösung, die bis heute ihre Gültigkeit behält. Die Umkehr des Herzens ist auf jeden Fall unsere Rettung, gleich was auch sonst über uns kommen mag.

Denn an Jesus Christus zu glauben hat immer mit einer Bekehrung zu tun, mit einer Änderung unseres Lebens. Das kann man an den großen Bekehrungsgestalten wie der hl. Maria Magdalena, dem hl. Paulus, der hl. Augustinus und anderen sehen. Bekehrung und Besserung des Lebens bleibt für uns eine beständige Lebensaufgabe.

Keiner ist so schlecht, dass er nicht umkehren könnte. Aber auch keiner ist so gut, dass er nicht besser werden könnte.

 

Das Talent nicht vergraben

Jesus-Christus-pantokrator-st-paulAm 33. Sonntag im Jahreskreis (A) hören wir im Evangelium das Gleichnis von den Talenten, die der Gutsherr an seine Diener verteilt, damit sie mit diesen Talenten für ihn wirtschaften und arbeiten. Das Gleichnis ist einerseits tröstlich, da die tüchtigen und treuen Diener, die dem Herrn einen Gewinn gebracht haben, so großzügig belohnt werden. Aber auf der anderen Seite ist es auch erschütternd und nicht leicht zu verstehen, warum der letzte Diener so empfindlich bestraft und in die äußerste Finsternis hinausgeworfen wird, weil er sein Talent vergraben und ohne Gewinn zurückgegeben hat. Wie ist das zu verstehen?

Man könnte hier mit einer Quizfrage beginnen: “Was ist das? Je mehr man es verschenkt und verschwendet, umso mehr besitzt man davon. Je mehr man es für sich behält, umso weniger wird man davon haben.” Das Geld kann es nicht sein. Es ist vielmehr die göttliche Gabe der Liebe. Die Liebe ist es, die sich in unseren Herzen vermehrt, wenn wir sie an andere verschenken. Wenn man sie für sich behält, wird man immer ärmer. Dieser Gedanke ist wichtig, wenn wir das Gleichnis von den Talenten verstehen wollen.

Jeder Mensch hat von Gott verschiedene Gaben und Fähigkeiten bekommen, mit denen er arbeiten kann und für die er verantwortlich ist. Unter den vielen Talenten, die wir besitzen können, ist aber sicher das eine, nämlich die Fähigkeit zu lieben. Gott hat jedem Menschen ein Herz zum Lieben gegeben – die Fähigkeit Gott und die Menschen zu lieben. Am Ende unser Tage werden wir von Gott nach dem Maß unserer Liebe gefragt, ob sie sich in unserem Herzen vermehrt hat. Der letzte Diener hat seinen Herrn nicht geliebt und deshalb sein Talent vergraben. Die treuen Diener aber haben ihren Herrn geliebt und deshalb ihre Talente vermehrt.

Der heilige Johannes Chrysostomus sagt: “Nichts ist Gott so angenehm wie ein Leben im Dienst des Mitmenschen. Dazu hat uns Gott die Sprache, die Hände und Füße, Leibeskraft, Vernunft und Verstand gegeben, damit wir all diese Gaben zum eigenen Heil und zum Nutzen unserer Mitmenschen gebrauchen.”

Gott hat jedem von uns dieses eine Talent anvertraut. Verschwenden wir es an die anderen, dann wird es sich vermehren und wir können zuversichtlich sein, dass wir einmal nicht mit leeren Händen von unserem Herrn stehen. Dann wird er auch zu uns sagen: “Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. … Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!”